Die meisten von uns kommen irgendwann an den Punkt, wo sie darüber nachdenken, ihre handgemachten Sachen doch auch zu verkaufen. Oft sind es auch Freunde und Familie, die einen ermutigen. Dann fallen Sätze wie „das ist so toll, das solltest du verkaufen“ oder auch „das könntest du bestimmt auch gut verkaufen“.
Wenn du mit diesem Gedanken spielst oder wenn du auf der Suche nach weiteren Absatzmärkten bist, dann schau einmal in diese Liste. Damit es nicht zu unübersichtlich wird, findest du hier nur Möglichkeiten zum online verkaufen. Offline-Möglichkeiten werde ich im nächsten Blogartikel vorstellen.
Online verkaufen
Online verkaufen ist eine grandiose Sache. Du kannst eigentlich alles von zuhause aus erledigen. Und trotzdem kannst du Kunden auf der ganzen Welt erreichen. Viele kleine Händler können vor allem dank des Internets heute von ihrem ehemaligen Hobby leben. Die meisten Varianten bieten den großen Vorteil, dass du zeitlich und örtlich sehr unabhängig arbeiten kannst. Notfalls also auch mitten in der Nacht oder während du darauf wartest, dass dein Kind mit seinem Sport fertig ist.
Für alle Online-Varianten gilt, dass du dir als erstes abmahnsichere AGB, Impressum, Datenschutzerklärung und Widerufsbelehrung besorgen solltest. Diese sind leider nicht für alle Plattformen gleich.
Online verkaufen kannst du über diese Kanäle
Etsy
Etsy ist ein internationaler Marktplatz für Handgemachtes, Vintage und Material. Es ist die weltweit bekannteste Plattform in diesem Bereich. Du zahlst einen kleinen Betrag für das einstellen von Produkten und eine Verkaufsprovision bei Verkauf. Außerdem wird eine einmalige Einrichtungsgebühr in Höhe von 15 USD fällig.
Etsy habe ich dir ausführlich vorgestellt.
Vorteile:
- Du kannst weltweit Käufer erreichen.
- Das einstellen und verwalten von Artikel ist sehr einfach, hast du einmal die Grundzüge verstanden
- Die Plattform nimmt Rückmeldungen von Verkäufern zu neuen Entwicklungen meistens ernst und stellt auch mal Dinge zurück, wenn sie einfach nicht praktikabel sind.
- Es gibt ein deutsche Büro und damit deutsche Ansprechpartner
Nachteile:
- Etsy ist ein US-Konzern, daher sind deutsche oder auch EU-Vorschriften nicht immer zu 100% umgesetzt
- Suchmaschinenoptimierung auf Etsy ist ein ganz eigenes Kapitel und erfordert einige Beschäftigung
- Die Plattform ist wirklich groß und manche Bereiche wie Schmuck sind hart umkämpft
- Etsy kann deinen Shop schließen, wenn du mit deinen Rechnungen im Rückstand bist oder sich zu viele Kunden über dich beschweren. Oder wenn du gegen Copyright verstößt. Das kann auch sehr kurzfristig passieren und wieder öffnen kann dauern.
Ebay
Ebay ist und bleibt ein großer Absatzmarkt für Verkäufe. Du erreichst viele Kunden und du kannst fast alles dort verkaufen. Du kannst einen eigenen Shop bei Ebay haben. Dieser kostet monatliche Beiträge, dafür hast du einige Vorteile. Der große Vorteil von Ebay ist, dass vermutlich jeder schon einmal davon gehört hat und vermutlich auch schonmal da geschaut hat.
Vorteile:
- sehr große Bekanntheit der Plattform
- verschiedene Pakete, je nach Menge, die du anbieten willst. In der Grundversion zahlst du nur Verkaufsprovision und eventuell für das Hervorheben deines Artikels.
- relativ einfach zu bedienen
Nachteile:
- häufig nicht auf gesetzliche Vorgaben abgestimmt
- Flohmarkt-Denken. Käufer suchen eher Schnäppchen
- sehr hohe Anzahl an Spaßkäufern
- gefunden werden ist nicht einfach
Amazon
Auf Amazon hast du zwei Möglichkeiten, deine Sachen an den Kunden zu bringen. Das eine ist der klassische Verkauf über einen Amazon-Store. Das andere ist Handmade at Amazon. Hier wendet sich Amazon gezielt an Kunsthandwerker und bietet diesen eine spezielle Form von Verkäuferkonto. Als Händler musst du eine Bewerbung an Amazon schicken. Diese wird dann geprüft und wenn du ihren Kriterien entsprichst, wirst du freigeschaltet. Verkaufen kannst du in den Kategorien Schmuck, Küchen- & Haushaltsartikel (Bilder & Kunstwerke, Bettwaren, Bad, Aufbewahren & Organisieren, Garten & Terrasse, Kochen & Essen, Möbel, Wohnaccessoires & Deko) sowie Baby, Mode Accessoires, Beleuchtung, Schreibwaren & Papeterie, Spielzeug & Spiele, Bekleidung & Schuhe, Elektronikzubehör sowie Sportartikel.
Vorteile:
- Du hast grundsätzlich Zugriff auf alle Amazon-Kunden.
- Handmade at Amazon kostet bis auf Weiteres keine monatlichen Gebühren.
- Durch den Prüfprozess gibt es wirklich nur handgemachte Dinge
Nachteile:
- Amazon hat eine sehr käuferorientierte Politik bei Beschwerden und Rückgaben.
- Versandzeiten solltest du so kurz wie möglich halten. Daher eignet sich die Plattform nur bedingt für Maßanfertigungen.
- Bei Verkauf nimmt Amazon eine Verkaufsprovision von 12%
Auch über Facebook kannst du deine Ware an den Käufer bringen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.
- Verkauf über deine eigene Seite
- Verkauf in deiner eigenen Verkaufsgruppe
- Verkauf in anderen Verkaufsgruppen
Alle drei Varianten können für dich funktionieren. Das hängt sehr davon ab, was du verkaufst und wer deine Zielgruppe ist. Wenn du auf Facebook verkaufen willst, ist eine eigene Seite auf jeden Fall eine gute Idee. So hast du eine Art Visitenkarte.
Vorteile:
- Grundsätzlich kostet Facebook dich nur Zeit, außer du schaltest Werbung.
- Du hast Zugriff auf sehr viele Kunden
- Facebook Seiten bieten viele Möglichkeiten der Interaktion mit potentiellen Kunden
Nachteile:
- Facebook kostet wirklich Zeit, wenn du bekannt werden willst
- Facebook kann sehr schnell ablenken
- Die Konkurrenz ist riesig und du musst erst einmal die passenden Gruppen und die passende Strategie finden.
- Viel Konkurrenz durch Hobbyleute, die ihre Sachen zu Materialkosten verramschen
- Du solltest du einigermaßen allgemeinverträglichen Zeiten online sein können, damit du potentiellen Kunden auch antworten kannst.
eigener Onlineshop
Ein eigener Onlineshop ist eine gute Lösung, wenn du nicht von Verkaufsplattformen oder Social Media komplett abhängig sein willst. Du kannst hier wählen zwischen einem selbstgehosteten Shop oder Shopsystemen. Selbstgehostet heißt, du kümmerst dich wirklich um alles. Dafür kannst du auch wirklich frei bestimmen. Shopsysteme wie Jimdo, Shopify etc. stellen dir eine Plattform zur Verfügung, die du partiell anpassen kannst. Dafür kümmern sie sich darum, dass das System läuft. In beiden Fällen liegt die eigentlich Arbeit darin, Kunden auch auf die Seite zu bekommen.
Vorteile:
- Du bist dein eigener Herr
- Du kannst das Design deinen eigenen Vorstellungen anpassen
- Du bist nicht an Vorgaben gebunden, was du verkaufen darfst und was nicht (innerhalb deutschem Recht natürlich)
- Bei einem selbstgehosteten Shop kann dich keiner einfach hinauswerfen
Nachteile:
- Du musst dich selbst um Kunden kümmern
- Du bist eventuell selbst dafür verantwortlich, dass die Technik läuft
- Bei einem Shopsystem wie Jimdo oder Shopify etc. kommt schnell einiges an festen Ausgaben allein für den Shop dazu.
Palundu
Palundu ist noch relativ neu auf dem Markt, nämlich erst seit dem 1.1.2017. Die Plattform verspricht, dass alle Produkte auf echte Handarbeit geprüft werden. Die Plattform ist noch im Wachstum und an vielen Ecken und Enden sieht man, dass noch Luft nach oben ist. Trotzdem ist sie nach dem Ende von Dawanda einen Blick wert.
Palundu habe ich genauer unter die Lupe genommen.
Vorteile:
- Du zahlst einen festen, sehr kleinen Beitrag pro Monat. Es gibt keine Einstellgebühren und keine Verkaufsprovision.
- Deine monatlichen Kosten kannst du fest planen, es gibt keine negativen Überraschungen
- Die Angebote werden auf Handarbeit geprüft. Du musst also nicht mit Shops mit Chinaware konkurrieren.
- Deutsche Plattform, sollte also auch mit deutschem Recht konform gehen.
- Du kannst nur mit vorhandenem Gewerbeschein verkaufen.
Nachteile:
- Die Plattform ist noch sehr unbekannt, du wirst also selbst Käufer dort hinbringen müssen.
- An vielen Stellen wirkt sie noch etwas unfertig.
- Es gibt nur Überweisung und PayPal als Zahlungsmöglichkeit. PayPal aber nur als Link in der Bestätigungsmail.
Instagram geht immer mehr auf die Möglichkeit ein, direkt Produkte zu kaufen. Die Plattform ist in erster Linie auf Bilder ausgelegt und es können keine Links direkt eingebunden werden in die Beiträge. Das macht das Verkaufen für Anfänger sehr schwierig. Seit neuestem bietet Instagram eine Möglichkeit, die eigenen Bilder mit Produkten aus dem Facebook-Shop auf Facebook-Seiten zu verbinden.
Vorteile:
- setzt extrem auf visuelles, du brauchst also keine langen Texte schreiben
- Kunden sind grundsätzlich bereit, sich Bilder anzuschauen
- über Instagram-Stories kannst du Kunden gut an dich binden
Nachteile:
- Kunden auf das eigene Angebot weiterleiten ist extrem schwierig
- Du hast nur einen Link auf deiner Seite, damit ist das Hinterlegen aller wichtigen Texte nur über Umwege möglich.
- Direkte Links in Storys gibt es erst ab hohen Followerzahlen
weitere Online-Marktplätze
Neben den genannten gibt es noch viele weitere, kleine Online-Marktplätze. Du solltest dir aber genau überlegen, ob kleine Marktplätze deine Zeit wert sind. Sich damit beschäftigen lohnt eigentlich nur, wenn dein idealer Kunde dort wirklich zu finden ist.
Print on demand
Für Grafiker und Fotografen gibt es noch die zahlreichen Print on demand Services. Hier kannst du deine eigenen Designs auf unterschiedliche Medien drucken lassen. In der Regel nehmen auch diese Seiten eine Verkaufprovision. Dein Vorteil ist, dass du dein Design nur einmal hochladen musst und die Untergründe einstellst. Danach wird die Produktion von der Firma erledigt. Du musst dich also nur noch um die Kunden kümmern.
Exkurs: bin ich dann eigentlich gewerblich unterwegs?
Kurz gefasst: ja.
Sobald du deine selbst produzierten Dinge verkaufst, bist du gewerblich unterwegs.
Eine Ausnahme sind Wohltätigkeitsveranstaltungen.
Merksatz:
Wenn ich etwas anfertige oder erwerbe mit dem Ziel des (gewinnbringenden) Weiterverkaufs, handele ich gewerblich!
Leider herrscht hierzu immer noch viel Unverständnis und es gibt auch viele, die einfach mal so verkaufen. Noch einmal deutlich:
Ich verkaufe meinen Kellerinhalt (oder den von Oma), der sich einfach über die Zeit angesammelt hat. Oder die alten Kinderklamotten. Oder meine CD-Sammlung. -> egal, wo du das verkaufst, es ist privat. Das heißt, du brauchst keinen Gewerbeschein und musst auch keine Steuererklärung dazu machen.
Ich kaufe oder fertige etwas an, um es dann zu verkaufen. -> egal, ob du mit Gewinn oder Verlust verkaufst, du handelst gewerblich. Das heißt, du brauchst einen Gewerbeschein, musst Abgaben an diversen Stellen zahlen und du musst den Gewinn bei der Steuer angeben. Dafür gibt es auch keine Untergrenzen, bis zu denen du noch privat handeln könntest.
Pingback: offline verkaufen - 5 Möglichkeiten mit pro und contra | handmadeboss.de
Danke Andrea, das hast Du wunderbar erklärt und ist sehr hilfreich.
Ich habe bereits einen shop bei Etsy und richte gerade eine eigene Website ein, die dann mit einem shop ergänzt werden soll.
Danke dir, liebe Gaby!
Liebe Andrea, das sind so viele hilfreiche Informationen. Vielen Dank dafür, das ist ganz klasse!
Herzliche Grüße
Anette
Vielen Dank liebe Anette!
Hallo Andrea, danke für diese wunderbare Seite! Du hast mir sehr geholfen. 🙂 Eine Frage habe ich, vielleicht kannst du mir helfen, im Internet bin ich nicht fündig geworden und auch nicht auf der Seite der It-Rechtskanzlei. Ich möchte die Rückgaberichtlinien direkt unterhalb „Wiederruf & Umtausch“ auf meiner Artikel-Seite platzieren. Unter den Einstellungen auf Etsy steht auch der passende Text „Käufer tragen die Versandkosten für Rückgaben…“ etc. Nur dieser Text wird nicht auf meiner Seite angezeigt. In meinen AGB, die ich von der Rechtskanzlei erhalten habe, steht auch nichts zur Rückgabe, obwohl Etsy darauf hingewiesen hast, seine Rückgaberichtlinien in den AGB zu veröffentlichen. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Liebe Grüße
Lara
Hallo Lara,
ich glaube, da ist die IT-Recht Kanzlei dein eigentlicher Ansprechpartner. Aber grundsätzlich: wenn du alles so eingibst wie auf der Hilfeseite der IT-Recht zum Thema Etsy-AGB gezeigt, passt das schon.
Viele Grüße
Andrea